Die Planetary Health Diet ist keine Diät im klassischen Sinne und hat mit Abnehmen wenig zu tun. Stattdessen handelt es sich um eine Ernährungsumstellung, die nicht nur gut für unsere Gesundheit ist, sondern auch für die Erde. Im Januar 2019 veröffentlichte die EAT Lancet Kommission, bestehend aus 37 Wissenschaftlern aus 16 verschiedenen Ländern, ihre Ergebnisse für ein globales Ernährungssystem. Sie entwickelte einen Speiseplan, der neben der Gesundheit des Menschen auch die unseres Planeten berücksichtigt. Wenn sich alle Menschen an diesen Plan halten, wäre es wahrscheinlich möglich, alle Menschen - auch zukünftig - gesund zu ernähren, ohne gleichzeitig die Umwelt zu zerstören.
Die Art wie Lebensmittel produziert werden, hat nicht nur einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, sondern auch auf die Erde. Was viele nicht wissen: Einer der größten Verursacher für Treibhausgasemissionen ist die Lebensmittelindustrie. Daneben beansprucht sie gut 70 Prozent der Frischwassernutzung für sich und schadet durch Monokulturen der biologischen Vielfalt. So, wie wir Menschen jetzt leben, werden ganze Ökosysteme zerstört und das Klima bedroht.
Ziel der Planetary Health Diet ist es deswegen, den ökologischen Fußabdruck deutlich zu reduzieren und gleichzeitig die Gesundheit positiv zu beeinflussen. In vielen Industrieländern wiegen die Menschen zu viel und ernähren sich zu fett- und zuckerreich. Gelingen die Vorhaben, können die für 2050 geschätzten 10 Milliarden Menschen auf der Erde mit einer gesunden Ernährung versorgt werden.
Die Planetary Health Diet ist kein strenger Ernährungsplan. Es handelt sich vielmehr um einen anpassungsfährigen Referenzplan, da die Ernährungsgewohnheiten in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich sind. Grob zusammengefasst sollte insbesondere der Fleischkonsum, speziell von rotem Fleisch, stark reduziert werden. Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte sollten dagegen einen Großteil unserer Nahrung ausmachen. Nur so tun wir unserer Gesundheit und auch der Umwelt einen Gefallen.
Konkret sieht das so aus:
Lebensmittelgruppe | Empfohlene Menge pro Tag in Gramm (in Klammern: mögliche Spannbreiten) | Kalorienaufnahme pro Tag (in kcal) |
Kohlenhydrate | ||
Vollkorngetreide | 232 | 811 |
Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln, Maniok) | 50 (0-100) | 39 |
Gemüse | 300 (200-600) | 78 |
Obst | 200 (100-300) | 126 |
Proteinquellen | ||
Rind-, Lamm- oder Schweinefleisch | 14 (0-28) | 30 |
Geflügel | 29 (0-58) | 62 |
Eier | 13 (0-25) | 19 |
Fisch | 28 (0-100) | 40 |
Hülsenfrüchte | 75 (0-100) | 284 |
Nüsse | 50 (0-75) | 291 |
Milchprodukte (Vollmilch oder aus dieser Menge hergestellte Produkte) | 250 (0-500) | 153 |
Fette | ||
Ungesättigte Fette (Oliven-, Raps-, Sonnenblumen-, Soja-, Erdnuss-, Traubenkernöl | 40 (20-80) | 354 |
Gesättigte Fette (Palmöl, Schmalz, Talg) | 11,8 (0-11,8) | 96 |
Zugesetzter Zucker | ||
Alle Süßungsmittel | 31 (0-31) | 120 |
Quelle: EAT-Lancet-Kommission |
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Der Speiseplan bezieht sich auf eine Energieaufnahme von 2.500 kcal/Tag. Das ist für rein sitzende Tätigkeiten und insbesondere für viele Frauen zu viel und muss ggf. entsprechend nach unten hin angepasst werden. Bei stark körperlichen Tätigkeiten werden die Empfehlungen nach oben hin angepasst.
Niemand muss sich vegetarisch oder vegan ernähren, doch der Verzehr von tierischen Lebensmitteln, insbesondere Fleisch, sollte im Rahmen der Planetary Health Diet stark reduziert werden. Die Ernährung sollte zumindest flexitarisch sein, das heißt, es wird zum einen mehr Wert auf die Qualität von Fleisch gelegt und es werden gezielt vegetarische Tage eingelegt, an denen man komplett auf Fleisch und Fleischprodukte verzichtet. Neben Fleisch sollten auch Zucker und zuckerreiche Lebensmittel in Maßen verzehrt werden. Und generell gilt die Empfehlung, zu möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen und so oft wie möglich frisch zu kochen.
Auf den ersten Blick erscheint die Umsetzung der Planetary Healt Diet kompliziert. Wie soll man beispielsweise 13 Gramm Ei am Tag essen oder 14 Gramm Rindfleisch? Einfacher wird es, wenn man die Werte auf eine Woche umrechnet und daraus zum Beispiel zwei Fleischmahlzeiten macht. Die folgenden Tipps helfen dir bei der Umstellung deiner Ernährung und auch in Bezug darauf, ein wenig nachhaltiger zu leben:
Neben der Erstellung eines Speiseplans haben sich die Wissenschaftler der EAT-Lancet Commission auch mit einer nachhaltigeren Lebensmittelerzeugung beschäftigt. Die Ernährungsversorgung hängt von sechs Faktoren ab:
Für jeden dieser Faktoren haben die Wissenschaftler Grenzwerte und Kontrollvariablen erarbeitet. Außerdem haben sie Strategien für eine globale Ernährungswende entwickelt.
1. Gesündere Ernährung fördern durch verbesserte Verfügbarkeit und verbesserten Zugang sowie Erschwinglichkeit von gesunden Nahrungsmitteln. Außerdem sollte es strengere Vorgaben für die Lebensmittelsicherheit geben.
2. Qualität und Vielfalt statt Qualität in der Landwirtschaft durch Erzeugeranreize von der globalen Agrarpolitik mehr pflanzenbasierte Lebensmittel zu produzieren.
3. Landwirtschaft nachhaltig intensivieren durch Investitionen in die ökologische Landwirtschaft.
4. Strenge Vorgaben für die Nutzung von Land und Meer durch das Verbieten von Rodungen, den Schutz von intakten natürlichen Landflächen oder die Sperrung von Meeresflächen für die Fischerei.
5. Lebensmittelabfälle halbieren durch bessere Ausbildung von Landwirten und mehr Lagermöglichkeiten in ärmeren Ländern und gezielte Verbraucherbildung in reicheren Ländern.