Hirse – leicht bekömmlich und vielseitig

Hirsepatties auf einem Teller.

Schon zu Großmutters Zeiten war Hirse ein wichtiges Nahrungsmittel, geriet allerdings Anfang des 20.Jahrhunderts in Europa in Vergessenheit. Mit dem Siegeszug der Vollwertküche hat das Getreide allerdings wieder an Bedeutung gewonnen. Welche Nährstoffe stecken in den Körnern, wo werden sie angebaut und wie kannst du Hirse in deinen Speiseplan integrieren? 

Was ist Hirse?

Hirse gehört zu den ältesten Getreidearten der Welt und ist vor allem in Afrika und Asien ein weit verbreitetes Grundnahrungsmittel. Das Spelzgetreide ist im Vergleich zu anderen Getreidesorten besonders nährstoffreich und hält lange satt, weshalb es in der Vergangenheit bei allen Bevölkerungsschichten beliebt war. Hierzulande verlor es ab dem 19.Jahrhundert allerdings an Bedeutung und kam eher als Vogel- und Viehfutter zum Einsatz. Dank der Vollwertküche hat Hirse aber wieder an Bedeutung gewonnen und findet dank des hohen Eiweiß- und Eisengehalts besonders in der fleischlosen Küche großen Anklang. 

Grundsätzlich ist Hirse ein Sammelbegriff für rund 600 verschiedene kleinfruchtige Getreidesorten, die zur Familie der Süßgräser gehören. Sie hat je nach Sorte eine weiße, gelbe oder rotbraune Farbe. Die kleinen rundlichen Samen werden aus dem Spelz gewonnen, einer Schutzhülle, die sie vor Umwelteinflüssen wiestarker Dürre schützt, vor dem Verzehr allerdings entfernt werden muss. Als Vollkornprodukt ist Hirse nicht geeignet. Sie kann nichtrohverzehrt, sondern muss immer gekocht werden. 

Die Hirsepflanzen wachsen vor allem in tropischem und subtropischem Klima sehr gut, einige weniger kälteempfindliche Sorten wachsen im Sommer aber auch hierzulande bestens. Hirse hat einen leicht nussigen, milden und neutralenn Geschmack und kannsowohl als Süßspeise, zum Beispiel als Grütze oder Brei, als auch herzhaft zubereitet werden. Da Hirse kein Gluten (Klebereiweiß) enthält, eignet sie sich bis auf flache Fladenbrotenicht zum Backen von Broten. Dafür ist sie eine tolle Bereicherung für die glutenfreie Küche und wird auch von Menschen mit Zöliakie vertragen. 

Herkunft und Geschichte von Hirse

Historiker gehen davon aus, dass Hirse das älteste Getreide der Welt ist und bereits seit rund 8.000Jahren kultiviert wird. Demnach sollen bereits die Babylonier und Etrusker die kleinen Körner verzehrt haben und auch in China, also Ost- und Mittelasien, soll Hirse seit rund 3.000Jahren zu den Grundnahrungsmittelngehören.  

Über die Seidenstraße soll Hirse bis nach Europa gelangt sein. Im Mittelalter war sie ein weitverbreitetes Lebensmittel, das besonders als Hirsebrei in Hungerzeiten - dank der langen Lagerfähigkeit - ein wertvolles Nahrungsmittel war. Die Körner sind nämlich nicht nur nahrhaft, sondern auch in Dürrezeiten sehr resistent und liefern relativ hohe Erträge. Daher gehören sie in Afrika und Asien bis heute zu den Grundnahrungsmitteln und werden nicht nur zu Brei und Grütze, sondern auch zu Fladenbrot weiterverarbeitet.  

Früher war Hirse ein Symbol für Fruchtbarkeit. Der deutsche Begriff geht auf den altgermanischen männlichen Vornamen Hirsi (auch Hirsa oder Hirso) zurück, wasso viel wie Sättigung, Nährung oder Nahrhaftigkeit bedeutet. Er soll zudem auf die Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus, Ceres, anspielen. Früher stand Hirse als Glückssymbol, woraus sich zum Beispiel im Altertum der Brauch entwickelte, Bräute während der Hochzeit mit Hirsekörnern zu bewerfen.  

Während Hirse im Mittelalter für schlechte Zeiten eingelagert wurde, verlor sie in Deutschland ab dem 17. und 18.Jahrhundert an Bedeutung und wurde von neu eingeführten Lebensmitteln, allen voran Kartoffeln und Mais, als Grundnahrungsmittel verdrängt. Ab dem 20.Jahrhundert wurde sie hierzulande kaum mehr angebaut, denn die Landwirtschaft konzentrierte sich eher auf den Anbau von Roggen und Weizen, mit denen sich weitaus höhere Erträge erzielen ließen. 

Anbau von Hirse

Bis heute wird 90 % der weltweiten Hirse vor allem in Afrika und Asien angebaut, da die meisten Sorten ein tropisches bis subtropisches Klima bevorzugen. Doch auch in den USA, einigen südamerikanischen Ländern und Australien wird die Getreideart kultiviert. Es gibt zudem Bemühungen, Hirse auch auf europäischem Boden, hierzulande vor allem im Spreewald,vermehrt anzubauen. 

Grundsätzlich benötigen die meisten Hirsesorten viel Wärme und bevorzugen einen sonnigen Standort. Sie brauchen meist etwa 100 bis 120Tage, bis sie geerntet werden können, und trotzen als Spelzgetreide auch extremen Wetterbedingungen, da sie äußerst anspruchslos sind und je nach Sorte nur wenig Feuchtigkeit benötigen. 

In Deutschland oder Mitteleuropa erfolgt die Ernte nur im Spätsommer von August bis September. Auch wenn die Erträge nicht so üppig wie bei Weizen und Roggen ausfallen, liefert Hirse gute Ertragsraten und ist das ganze Jahr über erhältlich. In vielen Ländern ist sie nicht sonderlich teuer, weshalb sie sich vielerorts als nahrhaftes Grundnahrungsmittel durchsetzen konnte. 

Welche Hirsesorten gibt es?

Hirse ist, wie bereits erwähnt, ein Sammelbegriff und kann in zwei Hauptgruppen unterteilt werden:

  • Echte Hirse, kleine Hirse oder auch Millethirse, der die meisten Arten angehören. Dazu gehören zum Beispiel Rispen- und Kolbenhirse, die auch bei uns angebaut werden können.
  • Sorghum erzielt höhere Erträge, da die Rispen mehr Körner tragen. Zu dieser Gruppe gehört auch die Sorte Sorghumhirse.

Von den rund 600 verschiedenen Arten spielen unter anderem die folgenden fünf Sorten als Nahrungsmittel eine Rolle:

Rispenhirse, auch Braunhirse:
Sie kommt ursprünglich aus Zentralasien, wurde aber auch in Mitteleuropa angebaut, da sie weniger wärmebedürftig ist als andere Arten. Die Körner können unter anderem zu Brei, Fladenbrot, Hirsebier und Hirsewein (typisch in Nordchina)weiterverarbeitet werden.

Teff, auch Zwerghirse:
Das kleinste Getreide der Welt
wird in Äthiopien und Eritrea angebaut und dort vor allem für die Herstellung des säuerlichen Fladenbrots Injeragenutzt. In diesen Ländern zählt Zwerghirse zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln, ist inzwischen allerdings relativ teuer.

Fingerhirse:
Diese Art wird vor allem im Sudan und in Indien angebaut und gehört dortvor allem in ländlichen Regionen zu den Grundnahrungsmitteln. Sie benötigt mehr Feuchtigkeit als andere Hirsearten und gedeiht am besten in humiden Klimata. In Indien wird sie als sogenanntes Ragimehl vor allem zu Fladenbrot und Klößen weiterverarbeitet. In Uganda wird sie als eine Art Porridge sowohl morgens als auch abends gegessen.

Sorghumhirse:
Die wichtigste Hirse der Sorghum-Gattung stammt ursprünglich aus Afrika, wirdinzwischen aber auch in den USA und Europavor allem als Futterpflanze angebaut. Sie gedeiht allerdings nur in trockenem Klima und ist äußerst frostempfindlich. In Westafrika, vor allem imSudan, verzehrt man Sorghumhirse am liebsten als Brei () und Bier (Dolo). Auch in Ostafrika wird sievor allem für die Bierherstellung genutzt. 

Japanhirse:
In Ostasien wird Hirse als Nahrungsmittel angebaut, während sie sich in denUSA vor allem als Futterpflanzedurchgesetzt hat. Der Name täuscht allerdings, denn Historiker gehen davon aus, dass sie ursprünglich aus Indien stammt; inzwischen wird sie allerdings in vielen Gebieten kultiviert. In Ägypten und Indien wird Japanhirse wie Reis gekocht und als Beilage serviert. 

Nährstoffe: Wie gesund ist Hirse?

Einer der Gründe, wieso Hirse wieder so beliebt ist, sind ihre wertvollen Inhaltsstoffe. Sie enthält zum Beispiel 10 g pflanzliches Eiweiß auf 100 g Körner. Allerdings ist ihr Eiweiß nicht sonderlich hochwertig, da Hirse auch Tannin, Ferulasäure und Flavonoide(Polyphenole) enthält. Diese Stoffe sorgen bei der Verstoffwechslung dafür, dass weniger Proteine vom Körper aufgenommen werden können. Am besten kombinierst du Hirse daher mit anderen eiweißreichen Lebensmitteln. 

Dafür kann das Getreide mit Magnesium und Eisen punkten, welchevor allem für die Nerven- und Muskelfunktion des Körpers eine bedeutende Rolle spielen. Damit dein Körper pflanzliches Eisen gut aufnehmen kann, solltest du Vitamin-C-reiche Lebensmittel, wie Paprika, Erdbeeren und andere Gemüse- und Obstsorten mit Hirse kombinieren.  

Auch wenn diese Getreideart nicht so viele Ballaststoffe wie andere Lebensmittel enthält, ist sie leicht verdaulich und eignet sich daher sehr gut für die Herstellung von Babybrei und Schonkost 

Solltest du an Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie leiden, ist Hirse eine gute Alternative zu Weizen und anderen glutenhaltigen Produkten. Auch wenn sich lediglich ein Fladenbrot aus den Körnern herstellen lässt, kann sie mit anderen Getreidearten in Broten für den nötigen Crunch sorgen.  

Nährwerte pro 100 g Hirse (ungekocht) 

Nährstoffe  

Nährwerte pro 100g 

Kalorien 

354 kcal 

Kohlenhydrate 

69 g 

Eiweiß 

10 g 

Fett 

3,9 g 

Ballaststoffe 

3,9 g 

Eisen 

7 mg 

Magnesium 

120 mg 

Lagerung und Haltbarkeit von Hirse

Hirse lässt sich an einem kühlen und trockenen Ort mehrere Jahre lagern, ohne großartig an Geschmack zu verlieren. Sobald du eine Packung anbrichst, solltest du die Körner in einen luftdichten Behälter umfüllen. So kannst du das Getreide über zwei Jahre problemlos aufbewahren. Gekochte Hirse solltest du hingegen nicht länger als vier Tage im Kühlschrank lagern. 

Zubereitung von Hirse

Hirse ist unglaublich vielseitig und lässt sich zu verschiedenen Leckereien verarbeiten - sowohl süß als auch herzhaft. Du kannst die Körner mit der dreifachen Menge an Wasser oder Gemüsebrühe für etwa zehn Minuten köcheln lassen. Danach müssen sie noch etwa 15Minuten im Topf nachziehen, damit die Körner die Flüssigkeit vollständig absorbieren können. Die gekochte Hirse kannst du als Beilage zu Fisch und Fleisch oder in Gemüsepfannen essen, aber auch zu Salaten, Bratlingen oder Aufläufen weiterverarbeiten. 

Besonders gut schmeckt Hirse als Brei oder Porridge. Anstatt Wasser kannst du auch (Pflanzen-)Milch zum Kochen der Körner verwenden. Verfeinert mit Obst, Nüssen,Granolaoder Honig versorgt dichHirseporridge oder -brei bereits am Morgen mit der nötigen Energie für den Tag und hält lange satt.Es gibt außerdem viele Rezepte für süße Aufläufe, Nachspeisen und Grütze. 

In vielen Ländern wird aus Hirse sogar Bier gebraut oder Wein hergestellt. Das ist besonders in Afrika und Asien weitverbreitet, wo die Körner relativ günstig sind. Doch auch leckere Fladenbrote lassen sich aus Hirse backen, allen voran das säuerliche Injera aus Teffmehl. Da es kein Gluten enthält, ist es besonders für die glutenfreie Ernährung eine echte Bereicherung und schmeckt besonders gut zu Currys und äthiopischen Gerichten.  

Leider kannst du Hirse nicht roh als Vollkorn essen, da sie recht bitter schmeckt und für den Magen nicht bekömmlich ist. Gekocht ist sieallerdings eine echte Bereicherung und nicht nur für die vegane oder vegetarische Küche eine interessante Zutat. 

Köstliche Rezepte mit Hirse

Hirse-Eintopf mit Rinderhack
  • Glutenfrei
40min
Mittel
3.9/5
Apfel-Hirse-Auflauf
    1h 20min
    Mittel
    4.5/5