Unser »täglich Brot« ist immer noch ein wertvolles Basislebensmittel. Im Durchschnitt verspeist jeder Deutsche pro Tag vier Scheiben und ein Brötchen. Deshalb verwundert es nicht, dass es in keinem anderen Land solch eine Vielfalt an Brot- und Brötchensorten gibt wie bei uns: Theoretisch könnte man den Frühstückskorb mit mehr als 300 Sorten füllen.
Diese Vielfalt wird bestimmt von der Getreideart, der Mahltechnik, der Mischung verschiedener Mehlsorten, der Teigbereitung sowie der Backform und -weise. Des Deutschen liebstes Korn sind die »Brotgetreide« Roggen und Weizen. Aus ihnen werden die Grundsorten Roggenbrot, Weizenbrot, Mischbrot, Schrotbrot, aber auch unzählige Spezialbrote gebacken. Mehl aus Gerste, Hafer, Hirse, Reis und Mais eignet sich ebenfalls zum Brotbacken, wegen des geringeren Kleberanteils werden die Brote aber flach (Fladenbrote) und bieten nicht die beliebte, lockere Krume. Wiederentdeckt wurden inzwischen außerdem die schon fast vergessenen Vorläufer unseres heutigen Weizens: der Kamut sowie der Dinkel.
Zum Brotbacken werden vorwiegend Roggen und Weizen verwendet.
Roggenteig muss durch Zugabe von Säure backfähig gemacht werden. Dazu wird aus Mehl, Wasser und unter Einfluss von Wärme ein Sauerteig angesetzt. Dieser gibt dem Brot einen herb-säuerlichen, herzhaften Geschmack, der durch Beigabe von Weizenmehl gemildert werden kann. Roggenbrote sind wesentlich haltbarer als Brote aus Weizen.
Roggenbrot muss mindestens 90 % Roggenmehl enthalten. Es hat einen kernigen, würzig-säuerlichen Geschmack und ist je nach Backart saftig. Roggenbrot ist flacher, kompakter und meist dunkler als Weizenbrot.
Das Roggenmischbrot wird zubereitet wie Weizenmischbrot, nur muss hier der Roggenanteil überwiegen. Daher wird dieses Brot in der Regel mit Sauerteig zubereitet. Ist der Weizenanteil hoch, wird meist zusätzlich Hefe verwendet. Typische Roggenmischbrote sind Paderborner Landbrot, Doppelback, Altdeutsches Bauernbrot, Gersterbrot, Eifeler Brot, Frankenlaib, Heidebrot.
Das Brot wird ähnlich wie Weizenschrotbrot hergestellt, allerdings muss die Teigverquellung besonders gefördert werden. Sie dauert umso länger, je gröber der Schrot gemahlen ist. Das Brot hat eine kompakte Krume und einen kräftigen, säuerlichen Geschmack.
Vier Dinge braucht der Bäcker, um ein Brot zu backen: Mehl, Wasser, Salz und ein Lockerungs- oder Triebmittel. Alle anderen Zutaten sind Geschmackssache. Das Wasser lässt das Mehl quellen und macht es in Verbindung mit der Backhitze erst genießbar. Salz gibt dem fertigen Brot einen besseren Geschmack und schon beim Backen einen besseren Stand – es festigt das Klebereiweiß. Die beim Brotteig üblichen Lockerungsmittel, die für eine weiche Krume sorgen, sind Hefe oder Sauerteig, ein Gemisch aus Mehl und Wasser, das zum Gären gebracht wurde. Sauerteig enthält Hefepilze sowie Essig- und Milchsäurebakterien, die dem fertigen Brot den typischen säuerlichen Geschmack geben. Roggenbrote oder Roggenmischbrote werden mit Sauerteig oder einem Gemisch aus Sauerteig und Hefe hergestellt. Hefe setzt sich zusammen aus Kleinstlebewesen, die Kohlensäure abspalten. Sie lockert den Teig und vergrößert das Volumen. Der Teig bläht sich auf – er »geht«, wie der Volksmund sagt. Hefe gibt dem Brot ebenfalls einen typisch frischen, fein süßlichen Geschmack. Sie wird vor allem bei Broten aus und mit Weizenmehl verwendet.
Die Teigbereitung haben längst Maschinen übernommen. Sie mischen die Grundzutaten und kneten den Teig. Dann folgt die so genannte Teigruhe. Das Mehl kann quellen, die Lockerungsmittel werden aktiv. Schließlich wird der Teig in Portionen geteilt, die Teigstücke einzeln durchgewirkt und in die gewünschte Form gebracht. Nach nochmaligem Gehen werden sie zum Backen in den Ofen geschoben.
Brot selber backen ist gar nicht so kompliziert, wie man denkt und belohnt wird man mit einem herrlichen Duft in der eigenen Backstube und knusprig-frischem Brot. Ob Bauernbrot, Schwarzbrot oder Baguette – trau dich dein Brot auch mal selber zu backen.
Ob ein Brot eine rundum knusprige Kruste hat oder eine fast krumenweiche Oberfläche, wird durch die Technik beim Backen entschieden. So können aus einem Teig in Aroma und Konsistenz sehr unterschiedliche Brote entstehen. Da sich Teige mit hohem Anteil an Weizenmehl besser formen und einkerben lassen als Roggenmehlteige, ist die Vielfalt der Formen bei ihnen größer. Roggenbrote werden meist glatt in einfachen Formen gebacken oder an der Oberfläche gleichmäßig eingestochen. Man unterscheidet vier Backformen:
Mischbrote werden auch unter Gattungsnamen angeboten. Diese versprechen eine bestimmte Mehlmischung, Backart, Form und Oberflächenstruktur. Der Gattungsbegriff sagt nichts über ihre Herkunft aus. So muss das Schwarzwälder Brot keineswegs im Schwarzwald gebacken sein, es sei denn, es trägt den Hinweis »Echt« oder »Original«. Weizenmischbrote sind z.B. Halb und Halb, Krustenbrot, Kasseler Brot, Schweizer Brot.
Neben dem Standardrezept und den üblichen Zutaten gibt es noch eine Vielzahl von Beigaben, eine besondere Teigführung und verschiedene Backverfahren, die einem Brot den besonderen Geschmack und das typische Aussehen geben.
Das Stangenweißbrot wurde ursprünglich nur in Frankreich gebacken. Es erhält durch die Stangenform einen besonders hohen Anteil knuspriger Kruste und eine lockere großporige Krume. Lange Teigruhe führt zu einem guten Aroma. Die Knusperfrische währt allerdings nur wenige Stunden.
Buchweizenbrot wird als Sauerteigbrot angeboten, vermischt mit Roggen und Weizen, oder aber als glutenfreies Brot aus Buchweizenmehl, Fett, Maisstärke, Guarkernmehl, Zucker, Salz, Hefe und glutenfreiem Maisferment. Dann ist es auch für Allergiker ein Genuss.
Das italienische Brot wird aus Weizenmehl, Wasser, Olivenöl, Salz und Hefe gebacken. Seine aromatische Krume und zart splittrige Kruste schmecken hervorragend zu Tomaten, Mozzarella, Olivenöl und frischem Basilikum. Inzwischen ist Ciabatta auch in Variationen zu bekommen – mit Oliven oder mit Kräutern wie Rosmarin, Thymian, Oregano und Basilikum, auch mit Knoblauch, getrockneten Tomaten oder Walnüssen. Aufbewahrt in einem Plastik-Beutel ist Ciabatta auch noch am nächsten Tag frisch. Kurz aufbacken, dann wird die Kruste wieder knusprig.
Dinkel war als Brotgetreide lange Zeit vergessen. Und das, obwohl das Korn, wie sein Nachkomme der Weizen, ideale Backeigenschaften besitzt. Neben der Verarbeitung des Dinkelmehles zu den Standardsorten Dinkelbrot, Dinkelmischbrot und Dinkelvollkornbrot wird es mittlerweile bei vielen Spezialbroten zugemischt. Dinkel hat einen würzigen, nussartigen Geschmack. Wie der Kamut kann Dinkel im Fall einer Weizenallergie den herkömmlichen Weizen ersetzen.
Das Fladenbrot war ursprünglich nur in mediterranen
Ländern üblich, erfreut sich inzwischen aber auch bei uns immer größerer Beliebtheit – als Beilage zu Sommergerichten, zu Grillspezialitäten oder einfach zu einem Glas Wein. Erhältlich sind italienisches und türkisches Fladenbrot. Italienisches ist aus Weizenmehl, Wasser, Oliven öl, Jodsalz, Bäckerhefe und Kräutern wie Basilikum, Rosmarin, Majoran, Thymian, Kerbel und Oregano im Angebot. Türkisches Fladenbrot wird aus Weizenmehl, Salz, Hefe und Wasser hergestellt und vor dem Backen mit Sesam oder schwarzem Kümmel (Börek) bestreut, die das Aroma abrunden. Kurz aufgebacken oder auf den Grill gelegt, schmeckt Fladenbrot auch am nächsten Tag knusprig.
Gerster- oder Gerstelbrot hat mit Gerste nichts zu tun. Die Teigstücke werden vor dem Backen abgeflämmt, »gegerstelt«. Gersterbrot ist ein würziges, dunkles Sauerteigbrot aus Roggen oder einer Roggen-Weizen-Mischung. Durch das Abflämmen bekommt es eine kräftige, röstwürzige Kruste.
Das Vollkornbrot aus geschrotetem Weizen ist benannt nach dem amerikanischen Arzt Sylvester Graham. Es hat eine braune Krume und wird nach Originalrezept ohne Zusatz von Salz und Hefe bzw. Sauerteiganteil gebacken. Sein Säuregehalt ist besonders niedrig, der Eiweißgehalt hingegen hoch.
Kamutbrot wird aus Kamut, einer Weizenart, die schon im alten Ägypten kultiviert wurde, hergestellt. Kamut wurde züchterisch nicht verändert, so dass sein reichhaltiges Nährstoffangebot erhalten blieb. Der Brotteig kann ohne Backhefe, nur mit glutenfreiem Backferment verarbeitet werden. Dieses Brot ist besonders bei Weizenallergie und Pilzerkrankungen zu empfehlen. Das Mehl und das Brot sind – auch bei 100 % Vollkorn – von heller Farbe.
Aus den gemahlenen Frucht- und Samenschalen der Kleie wird das Kleiebrot hergestellt. Kleie war früher ein Abfallprodukt, heute wird sie wegen ihrer verdauungsfördernden Wirkung und wegen ihres hohen Gehalts an Mineralstoffen vermehrt eingesetzt. Durch Zugabe von Weizen- oder Dinkelmehl werden die Backeigenschaften des Teiges verbessert.
Das aus Weizenmehl, Zucker, Butter, Salz und Kürbiswürfeln hergestellte Brot schmeckt süßlich-saftig, dabei herzhaft und hat eine goldgelbe Kruste. Neben dem Laib ist Kürbisstuten in Kastenform erhältlich, der außer den Kürbiswürfeln noch geröstete Haselnüsse, Apfelmus, Zitronensaft und Zimt enthält. Kürbiskernbrot ist mit Kürbiskernen angereichert.
Mehrkornbrot ist ein würziges Schrotbrot, dem verschiedene Körnerarten wie Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel oder Mais beigefügt werden. Es gibt Dreikorn-, Vierkorn-, Sechskorn- und Mehrkornbrote. Die angegebenen Körnerarten müssen mindestens zu 5 % im Brot enthalten sein.
Dieses Mischbrot aus Roggen- und Weizenmehl mit Oliven, Meersalz und Oregano schmeckt deftig-würzig. Seine Haltbarkeit ab Backtag beträgt etwa 2–3 Tage.
Ein Mischbrot mit einem Anteil an Walnüssen, Haselnüssen oder anderen Nüssen nennt man Nussbrot. So enthält z. B. Feinschmeckerbrot aus Weizen- und Roggenmehl gehackte, geröstete Haselnüsse, Sojaschrot und Sonnenblumenkerne.
Rheinisches Schwarzbrot ist ein ovales Vollkornbrot aus Roggen, das in Kästen gebacken wird. Eingestreute ganze Getreidekörner machen es bissfest und recht lange haltbar.
Die Spezialität aus Westfalen wird aus Roggenschrot gebacken und unterscheidet sich von anderen Schrotbroten vor allem durch das Backverfahren. Mindestens 16 Stunden wird er in geschlossenen Kästen bei geringer Temperatur gebacken. Dadurch verwandelt sich ein Teil der Stärke in Zucker, was dem Pumpernickel den leicht süßen Geschmack und die dunkle Färbung gibt. Er hat keine Kruste, aber eine feste, saftige Krume.
Die Südtiroler Spezialität besteht aus Roggenmehl, Wasser, Hefe, Salz und Gewürzen wie Fenchelsamen und Kümmel. Es wird immer noch – wie in alten Zeiten – mit den Händen zu flachen Fladen geformt und dann im Ofen knusprig gebacken. Sein Name kommt vom »Schütteln« während des Backens.
Toastbrot ist ein feinporiges, helles Weizenbrot, dessen Teig mit Fett, Milch und Zucker angesetzt wird, um eine möglichst feine Krume zu erhalten. Es entfaltet erst beim Toasten oder Rösten sein Aroma. Das in Kästen gebackene Brot gibt es heute in vielen Variationen: mit Butter gebacken (als Buttertoast muss dieses Brot mindestens 5 Kilo Butter auf 100 Kilogramm Mehl enthalten), aus Weizen, Roggen und Hafer sowie mit Kleie oder Sesam. Toastbrot ist nicht sehr lange haltbar und sollte am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Weizenkeimbrot ist ein Spezialbrot, dem mindestens 10 % der wertvollen, fetthaltigen Weizenkeime zugesetzt werden. Normalerweise enthält ein Brot aus Vollweizen nur drei Prozent Keime.
Bei den Brötchen ist die Vielfalt fast noch größer als beim Brot – die unterschiedlichsten Spezialitäten stehen für den Genuss zur Verfügung. Am beliebtesten sind immer noch Weizenbrötchen: Es gibt sie glatt rund oder länglich oder als so genanntes Ausbundgebäck, bei dem durch Eindrücken oder Einschneiden der Krustenanteil erhöht und damit der Geschmack verbessert ist (wie z. B. die Kaisersemmeln und Schrippen). An zweiter Stelle der Beliebtheitsskala rangieren Vollkorn- und Körner- bzw. Mehrkornbrötchen, auf Platz drei liegen Roggenbrötchen. Viele Brötchen sind geschmacklich angereichert mit Sesam, Mohn, Kümmel, Sonnenblumen- oder Kürbis kernen, andere werden mit Nüssen, Zwiebeln, Schinken oder Käse verfeinert. »Süßes« Kleingebäck enthält Zucker, Rosinen, Milch oder Fett wie z. B. die Croissants, Milchwecken oder Rosinenbrötchen. Unterschiede entstehen außerdem durch besondere Formen wie Wickeln oder Flechten. Sehr beliebt ist Laugengebäck in Form von Brezeln, Stangen oder Brötchen, das aus Weizenmehl zubereitet und in stark verdünnte Natronlauge getaucht wird, die sich beim Backen neutralisiert, aber für die glänzende, glatte Oberfläche sorgt.
Ein biologisches Triebmittel ist – neben Hefe - auch Sauerteig, ein gärender Teig, der schwere Teige aus Roggenmehl lockert und geschmacklich verbessert. Dazu wird eine kleine Portion Sauerteig (Vollsauer vom Bäcker oder aus dem Reformhaus) mit Mehl und Wasser verrührt und wie Hefeteig an einem warmen Ort zum Gären gebracht. Dabei vermehren sich die Hefepilze und bestimmte Bakterien. Die Hefepilze spalten den im Mehl enthaltenen Zucker in Kohlensäure und Alkohol und der Teig geht auf. Die Bakterien bilden Milchsäure und Essigsäure und entwickeln Geruchs- und Geschmacksstoffe. Zusammen verleihen sie dem Brot den charakteristischen feinsäuerlichen Geschmack.
Wer sich nicht lange um einzelne Zutaten kümmern, sondern schnell und erfolgreich etwas backen möchte, greift zu Backmischungen. Sie enthalten alles Notwendige, meist müssen nur noch Wasser, Fett oder Eier zugegeben werden.
So gibt es Backmischungen für
Hält man sich an die Anweisungen auf der Packung, gelingen selbst Unerfahrenen die leckersten Backwaren.
Brot kann man sehr gut tiefkühlen. Allerdings sollte es unbedingt so frisch wie möglich, nicht in Scheiben geschnitten, sondern am Stück und gut verpackt in die Tiefkühltruhe gelangen. Innerhalb eines halben Jahres sollte das tiefgefrorene Brot verbraucht werden, sonst büßt es an Geschmack ein. Im Kühlschrank sollte Brot besser nicht gelagert werden, denn dort verdunstet die darin enthaltene Feuchtigkeit, und das Brot wird vorzeitig trocken und alt.