Kamille – traditionelles Heilkraut mit großer Wirkung
Schon zu Großmutters Zeiten galt Kamille als Allzweckwaffe gegen die unterschiedlichsten Beschwerden – von Erkältung über Bauchschmerzen bis hin zu Entzündungen. Die weißen Blüten sind vor allem als Tee bekannt, für den sie vorher getrocknet werden. Welche Inhaltsstoffe machen Kamille eigentlich so gesund? Und wie kannst du sie in der Küche verwenden?
Was ist Kamille?
Achtung, Verwechslungsgefahr: Mit ihren weißen Blütenblättern und gelbem Stempel ähnelt die Kamille dem Gänseblümchen. Botanisch gesehen gehören die verschiedenen Sorten, wie z.B. die Echte Kamille (Matricariarecutitachamomilla), zu den sogenannten Korbblütlern, zu denen auch Sonnenblumen und Ringelblumen gezählt werden. Sie verströmt einen intensiven Duft und wird in Mitteleuropa nicht nur kultiviert, sondern wächst auch wild.
Getrocknete Kamillenblüten, die meist als Tee verkauft werden, kommen aus den unterschiedlichsten Anbaugebieten. Dazu zählen neben Deutschland und anderen mittel- und nordeuropäischen Ländern vor allem Osteuropa und Ägypten. Geschmacklich hat Kamille leicht-säuerliche und bittere Noten, die sie zu einer der beliebtesten Zutaten für Tees machen. Es gibt sowohl Kamillentee aus dem Supermarkt und Reformhaus als auch Arzneitees aus der Apotheke. Diese unterliegen strengeren Auflagen, da sie unter das Arzneimittelgesetz fallen. Kamille wirkt unter anderem:
- entzündungshemmend
- antimikrobiell
- krampflösend
- beruhigend
- entblähend
Die Blüten enthalten viele ätherische Öle, die bei der Trocknung allerdings zum Teil verloren gehen. Hochwertiger Kamillentee aus Deutschland enthält in der Regel etwas mehr als günstigere Importware. Es gibt aber auch Kamillenöle und-tinkturen, von denen du ein bis zwei Tröpfchen in deinen Tee geben kannst, um diesen mit ätherischen Ölen anzureichern.
Herkunft und Geschichte von Kamille
Schon in der Antike wurde Kamille als Heilpflanze genutzt, vor allem im alten Griechenland. Dort nutzte man die Blüten hauptsächlich zur Behandlung von Hauterkrankungen und Geschwüren, doch auch Kamillentee war damals bereits ein bewährtes Mittel gegen Blähungen und Bauchkrämpfe.
Im alten Ägypten war Kamillenextrakt ein beliebtes Mittel bei Zahnfleischentzündungen. Es wurde außerdem während der Einbalsamierung von Toten genutzt. Auch die Germanen waren von den heilenden Eigenschaften der Pflanze überzeugt. Bis heute gilt Kamillentee in vielen Haushalten als ein bewährtes Hausmittel und köstliches Heißgetränk.
Anbau von Kamille
Kamille wird in Mitteleuropa großflächig angebaut, wobei Osteuropa als Hauptproduzentin der EU gilt. Die Pflanze wächst allerdings auch wild entlang von Autobahnen, wobei aufgrund der Umweltgase davon abzuraten ist, diese zu sammeln, zumal nicht alle Sorten eine heilende Wirkung aufweisen. International hat Ägypten die Nase vorn und gilt als größter Exporteur der im Handel erhältlichen Kamille.
Am besten wächst Kamille in trockenem, stickstoffreichem Boden und einem gemäßigten Klima. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September, wobei die meisten Blüten hierzulande Mitte Juni geerntet werden. Industriell setzen Landwirte auf einen Kamillenrechen, der die Blütenköpfe von den Feldern erntet.
Nach der Ernte werden diese direkt in einem dunklen, trockenen Raum getrocknet. Dieser hat eine Temperatur zwischen 21 und 23 Grad Celsius. Danach werden sie entweder direkt zu Tee, Tinkturen oder Salben weiterverarbeitet oder als ganze Blütenköpfe abgepackt verkauft.
Welche Kamille-Sorten gibt es?
Zur Gattung Kamille zählen rund 25 verschiedene Arten, von denen allerdings nicht alle eine heilende Wirkung haben und auch nicht als Lebensmittel gehandelt werden. Die beiden wichtigsten Sorten der Pflanze sind:
- Echte Kamille: Getrocknet werden die meisten im Handel erhältlichen Kamillentees aus dieser Sorte hergestellt. In Deutschland wird sie nicht nur kommerziell angebaut, sondern wächst auch wild. Spezielle Züchtungen sorgen dafür, dass die Inhaltsstoffe von herausragender Qualität sind und die Pflanzen einheitlich wachsen.
- Römische Kamille: Optisch gleicht sie zwar Echter Kamille, ihre Blätter sind allerdings gefiederter und die Blütenköpfe kleiner. Was die Inhaltsstoffe angeht, steht sie Echter Kamille in nichts nach und wird ebenfalls gerne für die Teezubereitung genutzt.
Verwechslungsgefahr besteht mit anderen Kamillensorten, die etwas weniger wirksam sind. In Deutschland ist etwa die Strahlenlose Kamille, die zur Gattung der Echten Kamille gehört, weitverbreitet. Sie kann zwar auch als Heilpflanze genutzt werden, ist aber nicht so effektiv wie die Echte oder Römische Kamille.
Eine weitere Sorte, die deutschlandweit zu finden ist, ist die Geruchlose Kamille, die nicht über den typisch intensiven Kamillenduft verfügt. Sie enthält keine Inhaltsstoffe, die eine heilende Wirkung haben, und dient lediglich als hübsche Zierpflanze, die auch wild wächst.
Die Färberkamille unterscheidet sich bereits optisch klar von anderen Sorten, da sie gelbe Blütenblätter hat. Sie kommt vor allem beim Färben von Wolle und Stoffen zum Einsatz, wird aufgrund fehlender Inhaltsstoffe aber nicht als Heilpflanze genutzt.
Nährstoffe: Wie gesund ist Kamille?
Bereits seit Jahrhunderten ist Kamille vor allem als Tee äußerst beliebt und gilt in vielen Ländern als Heilpflanze. Dafür sorgen die enthaltenen Inhaltsstoffe, vor allem Flavonoide und ätherische Öle.
Bei Schnupfen empfiehlt es sich, lose Kamillenblätter mit heißem Wasser zu übergießenund diese zu inhalieren. Im Handel gibt es auch Kamillenöl und -konzentrat, diesich in heißem Wasser auflösen lassen. Du kannstsie auch auf der Haut anwenden, wobei du es vermeiden solltest, sie in die Augen zu bekommen – Entzündungsgefahr!
Gut zu wissen:Wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte Kamille lieber meiden. Auch Schwangere, Stillende und Kinder sollten den Blütentee nur in Maßen genießen, da Kamille lautdem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)teilweise hohe Mengen an Pflanzengiften enthält. Mehr als drei Tassen pro Tag solltest du nicht zu dir nehmen, ansonsten ist Kamille aber unbedenklich.
Nährwerte pro 100 g Kamilleblüten
Nährstoffe | Nährwerte pro 100 g |
Kalorien | 1 kcal |
Kohlenhydrate | 0,1 g |
Eiweiß | 0,2 g |
Fett | 0,1 g |
Lagerung und Haltbarkeit von Kamille
Getrocknete Kamillenblüten und Tees halten sich relativ lange, solange du sie in einer gut verschließbaren Box oder entsprechenden Verpackung aufbewahrst. Lagere sie am besten an einem trocknen und dunklen Ort, damit sie keine Feuchtigkeit aufnehmen und verderbenkönnen. In den meisten Fällen hält sich Kamillentee so bis zu zwei Jahre. Eine Lagerung im Kühlschrank ist nicht zu empfehlen, da es dort zu feucht ist und die Blüten ihren Geschmack verlieren.
Zubereitung von Kamille
Aus getrockneten Kamilleblüten kannst du vor allen Dingen Tee machen. Die Blüten kannst du entweder in ein Tee-Ei, einen Filter oder lose in eine Kanne oder Tasse geben. Gieße sie mit kochend heißem Wasser auf und lass den Tee für etwa 10 Minuten ziehen. Dasselbe gilt, wenn du bereits fertige Teebeutel kaufst. Außerdem kannst du andere Heißgetränke, wie z. B. Punsch oder eigens gemischte Kräuterteemischungen, mit Kamille herstellen.