Schillerlocke – poetisch klingende Fischspezialität
Vor zwei Jahrzehnten zählte die Schillerlocke noch zum Standardangebot an deutschen Fischtheken. Neben Matjes, Hering oder Backfisch landete der spiralförmige Räucherfisch gerne zwischen zwei Brötchenhälften. Woher die Schillerlocke ihren poetisch klingenden Namen hat und wie du sie zubereiten kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist die Schillerlocke?
Bei Schillerlocken handelt es sich um den Bauchlappen des Dornhais, der enthäutet und heiß geräuchert wird. Da er sich beim Räuchern aufrollt und an einem Ende krümmt, fühlten sich seine Namensgeber:innen an die berühmte Nackenlocke Friedrich Schillers erinnert und benannten die Fischspezialität nach dem deutschen Dichter. Allerdings steht der Dornhai auf der Roten Liste der durch Überfischung gefährdeten Fischarten. Es gibt jedoch Alternativen wie die Goldlocke, die ähnlich butterig-rauchig schmeckt wie der Räucherfisch.
Herkunft und Geschichte der Schillerlocke
Der Gewöhnliche Dornhai ist ursprünglich weltweit in kalten bis gemäßigten Meeresgebieten, außer dem Nordpazifik, heimisch. Der etwa ein Meter lange Fisch trat in riesigen Schwärmen auf und lebte in Tiefen von 50 bis 200 Metern. Am Vorderrand beider Rückenflossen hat er einen Dorn, der namensgebend für die Art ist. Der Dornhai kann rund 20 Jahre alt werden, wird jedoch erst mit circa zehn Jahren geschlechtsreif und bringt nach 18 bis 20 Monaten Tragzeit bis zu 20 Dornhaibabys zur Welt. Da er sich deshalb nur sehr langsam vermehrt, ist er besonders von Überfischung bedroht.
Nicht nur der Bauchlappen des Dornhais ist begehrt, sein grätenfreies Rückenstück ist ebenfalls gefragt und als „Seeaal“ im Handel erhältlich. In asiatischen Ländern werden seine Flossen zu Haifischflossensuppe verarbeitet.
Fang und Herstellung der Schillerlocke
Überwiegend wird der Dornhai als Beifang anderer, kommerziell bedeutenderer Fischarten gefangen. Hauptsächlich kommen dabei pelagische Schleppnetze, jedoch auch Grundschleppnetze zum Einsatz. Ihre charakteristische Spiralform erhält die Schillerlocke durch das Räuchern. Die enthäuteten Bauchlappen des Dornhais rollen sich im heißen Rauch spiralförmig auf und kräuseln sich an einem Ende.
Welche Sorten Schillerlocke gibt es?
Die Schillerlocke ist im Handel ausschließlich heiß geräuchert erhältlich. Ihr saftiges Muskelfleisch dreht sich beim Räuchern zur typischen Spiralform. Ihr Geschmack ist butterig-zart mit leichtem Raucharoma. Die nachhaltigere AlternativeGoldlocke stammt vom Bauchlappen oder aus dem Bauchfilet des Tilapia, einer Fischart, die in Indonesien gezüchtet wird und die aus verantwortungsvoller, ASC-zertifizierter Zucht stammt. Die Goldlocke wird ebenfalls heiß geräuchert und ähnelt vom Geschmack der Schillerlocke.
Nährstoffe: Wie gesund ist die Schillerlocke?
Die Schillerlocke ist ein guter Proteinlieferant und verfügt über keinerlei Kohlenhydrate bei einem moderaten Kaloriengehalt von 168 kcal pro 100 Gramm. Ihr Fettanteil von sieben Gramm pro 100 Gramm setzt sich hauptsächlich aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren zusammen.
Die Schillerlocke versorgt den Körper außerdem mit reichlich Vitamin B3. Das auch als Niacin bekannte Vitamin ist an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Auch weitere Vitamine der B-Gruppe wie Vitamin B1, B2 oder B5 sind in nennenswerter Menge vertreten.
Zudem finden sich in Schillerlocken Magnesium, Kalium, Natrium und Phosphor.
Dennoch rät die Verbraucherzentrale nicht nur aus ethischen Gründen vom Verzehr der Schillerlocke ab: Denn das Fleisch des Dornhais weist – wie das Fleisch aller anderen Haiarten auch – eine starke Belastung mit Methylquecksilber auf. Das Quecksilber kann sich im Körper ansammeln und Nerven- sowie Nierenschäden verursachen. Besonders Schwangere und Kinder sollten daher keinen mit Quecksilber belasteten Fisch verzehren.
Nährwerte Schillerlocke
Nährstoff | Nährwerte pro 100g |
Energie | 168kcal |
Kohlenhydrate | 0g |
Eiweiß | 26,1g |
Fett | 7,02g |
Magnesium | 34mg |
Natrium | 626mg |
Kalium | 311mg |
Kalzium | 20mg |
Phosphor | 260mg |
Vitamin A | 173µg |
Vitamin E | 651µg |
Vitamin B1 | 43µg |
Vitamin B2 | 109µg |
Vitamin B3 | 4.048µg |
Vitamin B5 | 537µg |
Vitamin B6 | 156µg |
Lagerung und Haltbarkeit der Schillerlocke
Aromafrisch vakuumverpackte Schillerlocken sind ungeöffnet bei einer Lagertemperatur von zwei bis sieben Grad zwischen sieben und zehn Tage haltbar. Im Kühlschrank aufbewahrt, kannst du die ungeöffnete Schillerlocke in der Vakuumverpackung noch sechs Wochen später genießen. Nach Anbruch der Packung hält sich der Räucherfisch in einer Frischhaltedose im Kühlschrank bis zu zwei Wochen.
Zubereitung der Schillerlocke
Die Schillerlocke wird gern kalt zu Pellkartoffeln mit Dillsauce oder zu Kartoffelgratin gegessen. Auch als Zutat im Rührei macht sich die Schillerlocke gut. An deutschen Fischtheken war die spiralförmige Delikatesse lange Zeit im Brötchen mit Remoulade erhältlich, sie schmeckt aber auch gut als Belag auf dunklem Brot. In Großbritannien ist der Räucherfisch sogar Teil eines Nationalgerichts: Die frittierten Fischhappen in „Fish and Chips“ sind nichts anderes als Schillerlocke.