Seehecht – Ein selten guter Fang
Bisher konnte sich der Seehecht hierzulande noch keinen rechten Namen als Star unter den Speisefischen machen. Zeit für einen Blick über den Tellerrand! Denn in vielen Ländern der Welt wird der Seehecht schon lange für seinen feinen Geschmack und sein fettarmes Fleisch geschätzt.
Was für ein Fisch ist Seehecht?
Seehechte (Merluccius), auch Hechtdorsche oder Meerhechte, gehören zur Dorschfamilie. Die Fische kommen weltweit vor und leben als Schwarmfische in Küstennähe, aber auch in tieferen Gewässern. Als gefräßige Raubfische ernähren sich die Seehechte mit Vorliebe von kleineren Heringen, Sprotten, Makrelen und Sardinen.
Man unterscheidet insgesamt 16 Seehecht-Arten. Allen gemeinsam sind charakteristische körperliche Merkmale wie eine kurze erste Rückenflosse, eine lange zweite Rücken- und Afterflosse sowie ein auffallend schlanker, spitzer Kopf. Sie werden bis zu 1,50 Meter lang und erreichen ein durchschnittliches Gewicht von bis zu 10 Kilogramm.
Die bekanntesten Arten sind der Kap-Seehecht (Merluccius capensis), der im Meer vor den Küsten Südafrikas anzutreffen ist, und sein Vetter, der Pazifische Seehecht (Merluccius productus).
Die Raubfische sind eng verwandt mit dem Kabeljau, der bei uns als Speisefisch deutlich bekannter ist. In anderen Teilen der Welt zählt der Seehecht aber als echte Delikatesse und ist auf vielen Speisekarten vertreten.
Ist der Seehecht ein guter Speisefisch?
Ja, der Seehecht ist ein guter Speisefisch, hierzulande nur nicht so weit verbreitet wie in anderen Ländern. Möchtest du in Deutschland Seehecht kaufen, wirst du am ehesten in der Tiefkühltruhe oder in Online-Shopsfündig. Dort gibt es Seehecht in der Regel als Filet. Der Fisch wird aber auch bereits verarbeitet in Fischstäbchen angeboten und steckt teilweise in Surimi, das gern für Sushi verwendet wird.
Bei gut ausgestatteten Fischhändlern kannst du mit etwas Glück auch frische Seehechtfilets oder einen ganzen Seehecht kaufen – und auf vielfältige Weise zubereiten.
Seehecht eignet sich besonders gut zum Braten. Möchtest du das Fischfilet in einem Stück auf den Teller bekommen, musst du dabei etwas behutsam vorgehen, da das zarte, wohlschmeckende weiße Fleisch relativ schnell zerfällt. Der dorschartige Fisch eignet sich aber auch zum Pochieren, Schmoren, Kochen und Dünsten in Folie.
In der Mittelmeer-Küche ist Seehecht sehr beliebt. In Spanien zum Beispiel gehört er zu den begehrtesten Speisefischen und wird gern mit Salsa Verde und jungen Kartoffeln serviert. Er spielt außerdem die Hauptrolle im traditionellen „Pudin de Merluza“. Für diesen Fischpudding wird der Dorsch püriert und mit Eiern, Paprika, Sahne und Tomatensoße gebacken. Das Gericht wird kalt mit Mayonnaise aufgetischt.
Gut zu wissen
Auch in Frankreich ist Seehecht beliebt – allerdings ist der Fisch dort unter anderen Namen bekannt: Südlich der Loire wird er als „Merlu“ bezeichnet. Nördlich des Flusses heißt er „Colin“.
Auch abseits des Mittelmeers zeigt die zu den Feinfischen (bzw. Edelfischen) zählende Art, was sie kulinarisch draufhat: Der Meerhecht eignet sich wunderbar für asiatische Curry und lässt sich zu britischen Fish & Chips verarbeiten. In Skandinavien liebt man ihn als „Fiskeboller“. Die frittierten Fischbällchen werden traditionell von Dillsoße und Balsamico-Kirschen begleitet.
Hechtdorsche sind zudem ein Geheimtipp für die Grillsaison: Im Ganzen kannst du sie sehr gut in einer Fischgrillzange zubereiten. Seehechtfilets sollten hingegen nie direkt auf den Rost, damit ihr zartes Fleisch nicht kleben bleibt oder zerfällt. Sie lassen sich auf dem Grill mit Haut, in Grillschalen oder auf Grillplanks garen.
Gut zu wissen
Ob du Filets vom Schellfisch, Seehecht oder Kabeljau verwendest, macht für das Endergebnis keinen allzu großen Unterschied. Du kannst die Fische einfach gegeneinander austauschen.
Ist Seehecht gesund?
Wie alle Dorsche liefert auch der Seehecht eine gute Portion Eiweiß und so gut wie keine Kohlenhydrate. Im Gegensatz zu Kabeljau ist Seehecht fettärmer, zählt darum auch zu den sogenannten Magerfischen. Dank dieser Mischung an Makronährstoffen eignet er sich bestens für alle, die beim Kochen auf die schlanke Linie achten möchten.
Das Fischfleisch liefert außerdem Vitamin B1 und Vitamin B2. Die enthalten Nährstoffe Jod, Phosphor und Calcium unterstützen ein gesundes Knochenwachstum.
Seehecht: Nährwerte & Kalorien
Nährwert pro 100 g |
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Kalorien | 66 kcal |
Fett | 0,60 g |
Kohlenhydrate | 0,10 g |
Eiweiß | 14,70 g |
Wie nachhaltig ist Seehecht?
Die Verbraucherzentrale stuft den Seehecht als „bedingt empfehlenswert“ ein. Dabei muss allerdings unterschieden werden: Mitentscheidend für einen nachhaltigen Kauf ist der Zustand der Bestände in den jeweiligen Gewässern.
Laut World Wide Fund For Nature (WWF) sind die Bestände des Europäischen Seehechts im Nordostatlantik gesund, während der südliche Atlantik als überfischt gilt. Die intensive Nutzung im Mittelmeerraumhat die dortigen Bestände ebenfalls auf ein niedriges Niveau schrumpfen lassen.
Am Kap von Südafrika werden zwei Meerhechtarten gemeinsam bewirtschaftet: der im Flachwasser lebende M. capensis und der Tiefseebewohner M. paradoxus. Bei beiden besteht das Risiko der Überfischung. Das Vorkommen des Peru- oder Chile-Seehechts (M.gayi) gilt als besonders stark gefährdet, was der WWF vor allem auf illegale Piratenfischerei zurückführt. Die Bestände des Pazifischen Hechtdorsches gelten hingegen als gesund.
Neben dem Fanggebiet ist auch die Fangmethode ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die Nachhaltigkeit beim Fischkauf. Langleinen und Stellnetzehaben einen weniger schlechten Einfluss auf das Ökosystem Meer, da sie weniger Beifang verursachen. Als kritisch wird die Fischerei mit Schleppnetzen gesehen, vor allem mit Grundschleppnetzen.
Unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Aspekte stuft der WWF Seehechte aus dem Nordostpazifik (Kanada und USA; FAO 67), die mit pelagischen Schleppnetzen (für freie Wasserflächen) gefangen wurden, als „gute Wahl“ ein. Fische aus Namibia und Südafrika (FAO 47), bei denen Grundschleppnetze zum Einsatz kommen, sowie der Fang im Nordostatlantik (FAO 27), Kattegat (ICES 3.a), Nordsee (ICES 4), westlich Schottlands (ICES 6) Keltisches Schelf (ICES 7) und Biskaya (ICES 8) mit Stellnetz-Kiemennetzen und Langleinen gelten als vertretbare Alternativen. Vom Kauf aus anderen Gebieten wird abgeraten.
Gut zu wissen
Die Kennzeichnungen „FAO“ und „ICES“ geben (kombiniert mit einer Zahl) Aufschluss über Fanggebiete, Untergebiete und Divisionen im Fischfang. Sie sind auch auf der Verpackung von Fischprodukten abgedruckt und helfen, die Herkunft zuzuordnen.
Als weitere Orientierungshilfe für einen nachhaltigen Einkauf dienen bestimmte Siegel. Das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) ist der weltweit bedeutendste Standard für ökologisch nachhaltigeren Fischfang. In einem 2019 veröffentlichten Ratgeber zum Fischkauf warnt die Verbraucherzentrale allerdings davor, dem Siegel immer blind zu vertrauen. Nicht alle Produkte mit dem Label seien als uneingeschränkt empfehlenswert einzustufen. Es sei darum ratsam, sich über die Zertifizierungsnummer auf der Verpackung nähere Informationen über die Aspekte nachhaltiger Fischerei auf der Website des MSC einzuholen.
Als positiv bewertet die Verbraucherzentrale das noch weniger bekannte Siegel „Naturland Wildfisch“ für nachhaltige Fischerei, das auch Anforderungen an die Arbeitsbedingungen im Erzeugerbetrieb umfasst.
Rezepte, in denen du Seehecht verwenden kannst
FAQ – Häufige Fragen zum Seehecht
Hat Seehecht viele Gräten?
Eine Besonderheit des Raubfisches ist sein grätenarmes Fleisch. Das macht ihn zu einem beliebten Speisefisch, der sich leicht verarbeiten lässt.
Ist Seehecht teuer?
Der Seehecht-Preis startet bei zehn Euro pro Kilogramm. Damit ist er etwas günstiger als manch anderer weißfleischiger Edelfisch. Entscheidend für den Preis ist auch die Aufbereitung des Fisches – reines Seehechtfilet, das bereits entgrätet wurde, ist zum Beispiel etwas teurer.