Insekten essen
Eigentlich sind Insekten ja diese krabbeligen, kleinen Tiere, von denen wir wissen, dass es sie gibt und sie eine wichtige Rolle für das Gleichgewicht der Natur spielen – wir aber froh sind, wenn wir sie nicht allzu oft zu Gesicht bekommen. Geschweige denn, dass sie im Sommer über unsere Beine krabbeln, wenn wir im Park liegen. Oder wir sie im hintersten Küchenschrank in angebrochenen Mehlpackungen finden ...
Zwar berichten passionierte Asien-Reisende von leckeren Snacks aus Insekten auf Street Food Märkten, aber so ganz überzeugt hat uns der Gedanke ja doch nie. Überhaupt haben die meisten Insekten bei uns ein eher unhygienisches Image und Snacks aus essbaren Insekten klangen für unsere Ohren lange Zeit nach Lebensmitteln aus Horrorfilmen. Das ändert sich allerdings so langsam: auch hierzulande haben essbare Insekten, wie Mehlwürmer, Heuschrecken, Grillen und Co., ihren Weg in unsere Supermärkte gefunden. Zeit, sich mal ein bisschen genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Essbare Insekten – Essen der Zukunft?
Zum 1. Januar 2018 trat eine neue Verordnung zu "neuartigen Lebensmitteln" der EU in Kraft. Seit diesem Datum ist der Verkauf von Insekten und Fertigprodukten aus Insekten für die Hersteller einfacher geworden. Und Fans und Befürworter von essbaren Insekten werden immer mehr und immer lauter. So empfiehlt die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, das Züchten und den Verzehr von essbaren Insekten durch den Menschen. Besonders in Ländern, in denen sich die Hauptbevölkerung kein Fleisch von Rindern, Schweinen oder Geflügel leisten kann, liefern Insekten hochwertiges und für den Menschen lebenswichtiges Protein zu einem sehr geringen Preis. In vielen Ländern, besonders in Asien und Südamerika, standen Insekten als Nahrungsmittel schon immer auf dem Speiseplan – ohne Ekel oder gemischte Gefühle bei denen, die sie essen! Was für uns im ersten Moment überraschend klingt, hat laut Soziologen eine ganz einfache Erklärung: Wer als Kind schon mit Mehlwurm-Brei oder gegrillten Heuschrecken in Berührung kommt, für den ist es auch später noch ganz normal, Insekten zu verzehren.
Für uns Europäer sind Insekten als Lebensmittel auch nicht länger von der Hand zu weisen. Die Massenproduktion von Fleisch wirkt sich negativ auf die Ökobilanz aus – es entstehen durch die Tierhaltung vermehrt klimaschädliche Gase und der Verbrauch von Trinkwasser ist äußerst hoch. Die Produktion von essbaren Insekten hingegen ist öko-freundlicher, da die kleinen Tierchen wesentlich weniger Platz benötigen und auch sonst keine hohen Ansprüche stellen. Experten gehen davon aus, dass wenn Insekten-Lebensmittel bei uns einmal eingeführt sind, sie von nachfolgenden Generationen als normal wahrgenommen werden. Ganz ähnlich wie zum Beispiel bei Sushi: Vor gut 30 Jahren konnten sich viele Menschen in Europa noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, rohen Fisch oder sogar Algen zu essen. Mancher mag es sicher auch heute noch nicht, aber japanische Restaurants sind bei uns Teil des Stadtbilds geworden.
Vielleicht geht es ja mit Insekten genauso und unsere Kinder legen dann im Sommer vergnügt Heuschrecken mit Kräuterbutter und Wanzen-Schaschlik auf den Grill: Wer weiß schon, was in der Zukunft auf unseren Tellern landet?
Welche Insekten sollte man lieber nicht essen?
Generell haben giftige Insekten oder solche, die sich z. B. mit Stacheln verteidigen, in unserer Nahrung nichts zu suchen. Zwar gibt es teilweise auch für giftige Insekten spezielle Zubereitungsarten, sodass sie ohne Gefahr verzehrt werden können. Allerdings ist die Gefahr zu groß, dass besonders Laien nicht gut genug aufpassen und der Insekten-Snack zum Desaster wird.
Auch sollte man nicht unbedingt die erstbesten Krabbeltierchen aus dem Keller oder dem Garten in die Fritteuse werfen. Hier kann man einfach nicht sicher sein, unter welchen hygienischen Bedingungen die Tiere bis dahin gelebt haben oder ob sie mit Krankheiten infiziert sind. Fans der Insekten-Küche sollten sich lieber in Zoohandlungen informieren und eindecken oder ihre Insekten in zertifizierten Online-Shops bestellen. Diese Tierchen unterliegen Kontrollen und werden extra für den Verzehr gezüchtet.
Für die Zucht zu Hause eignen sich Mehlwürmer besonders gut, da sie sich schnell vermehren und keine großen Ansprüche stellen. Spezielle Zuchtstationen sind in Zoohandlungen oder Onlineshops erhältlich.
Was sind Insekten, die man essen kann?
Laut der Weltgesundheitsorganisation gibt es ca. 1900 Arten von Insekten und Würmern, die für den Menschen bedenkenlos zum Verzehr geeignet sind. Beliebte Sorten sind:
- Heuschrecken
- Käfer
- Raupen
- Termiten
- Wanzen
- Würmer
- Ameisenlarven/ Ameisen
- Libellen
- Schaben
- Grillen
- Grashüpfer
Warum ist Insekten essen so gesund?

Das Fleisch von Insekten ist – genauso wie das Fleisch anderer Tiere – sehr proteinreich. Bester Proteinlieferant sind Speise-Grillen mit knapp 70 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm. Speise-Mehlwürmer sind mit 45 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm auch sehr gut dabei. Neben viel Protein ist auch der Fettgehalt der kleinen Krabbeltiere recht hoch. Speise-Heuschrecken kommen beispielsweise auf ca. 38 Gramm Fett pro 100 Gramm. Die gute Nachricht daran? Das Verhältnis von gesättigten zu ungesättigten Fettsäuren ist sehr ausgeglichen, das heißt, auch von den wertvollen einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind in den Insekten hohe Mengen enthalten. Das macht essbare Insekten aus Nährstoff-Sicht zu einer wertvollen Alternative zu Fleisch & Co.!
Die große Frage: Wer traut sich?
Hand aufs Herz: Am meisten stören uns der Anblick und die Konsistenz von Würmern und Käfern – als Ganzes gebraten oder frittiert kann man Augen, Fühler oder Beinchen noch zu gut erkennen ... Das Schöne an der neuen EU-Verordnung ist, dass essbare Insekten nun auch zu Nahrungsmitteln weiterverarbeitet werden dürfen, denen man die krabbelige Herkunft nicht mehr ansieht! Darunter sind Insekten-Snacks, wie z. B. Protein-Riegel oder Burger-Patties aus pürierten Mehlwürmern, die teilweise noch in eine knusprige Panade gepackt werden. Für die meisten Menschen ist dieser Anblick weitaus besser zu ertragen und dem Verzehr von Heuschrecke und Co. steht nicht mehr ganz so viel im Weg. Und, trauen Sie sich?