Eierlikör: cremiger Klassiker mit Kult-Charakter
Eierlikör ist seit jeher ein fester Bestandteil auf Familienfeierlichkeiten – sei es zum Anstoßen oder in der Eierlikörtorte. Aber die cremige Spirituose ist vielseitiger, als du vielleicht denkst. Längst wird sie auch als Bestandteil von Cocktails und Desserts verwendet. Aber woher kommt Eierlikör überhaupt? Wie wird er hergestellt und aus welchen Zutaten besteht ein klassischer Eierlikör?
Was ist Eierlikör?
Auf den ersten Blick ist Eierlikör kaum von Vanillepudding zu unterscheiden. Die cremige, reichhaltige Spirituose aus Ei, Zucker und Alkohol hat die gleiche hellgelbe Farbe und einen milden, sahnigen Geschmack.
Laut deutscher Spirituosenverordnung darf echter Eierlikör nur folgende Zutaten enthalten:
- Eigelb und Eiweiß
- Zucker oder Honig
- Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs (Agraralkohol), Destillat und/oder Brand
Aromagebende Zusätze wie Vanille, Zimt, Fruchtextrakte oder Schokolade sind erlaubt. Zudem ist ein Mindestalkoholgehalt von 14 % gesetzlich vorgeschrieben. Je nach Hersteller kann Eierlikör aber bis zu 20 % Alkohol enthalten. Meist werden klare Spirituosen wie Rum, Wodka oder Kornbrand als Grundlage für den Eierlikör verwendet.
Als Ursprungsland des Eierlikörs gelten die Niederlande. Echter Advocaat, wie er in den Niederlanden heißt, muss aus mindestens 140 g Eigelb und 150 g Invertzucker pro Liter der fertigen Spirituose bestehen. Wird dem Getränk zum Beispiel Sahne, Milch oder eine andere Zutat hinzugefügt, darf es sich nicht mehr Eierlikör nennen, sondern ist ein „Likör mit Eizusatz“.
Fun Facts
Kein Weihnachten ohne Eggnog
In den USA und in England liebt man „Eggnog“, eine Variante des Eierlikörs. Der Weihnachtsdrink wird aus Eigelb oder ganzen Eiern, Zucker, Bourbon oder Rum sowie Milch oder Sahne hergestellt und warm serviert.
Rompope – der Eierlikör Südamerikas
In Südamerika und insbesondere in Mexiko wird „Rompope“ ein beliebtes kaltes oder warmes Getränk für Festtage. Die cremige Spirituose besteht aus Eiern, Milch, Vanille und Rum.
Herkunft und Geschichte des Eierlikörs
Der Eierlikör, wie wir ihn heute kennen, wurde erstmals in den Niederlanden hergestellt. Die Wurzeln der klassischen Spirituose liegen allerdings in Brasilien: Dort lernten niederländische Kolonialisten im 17. Jahrhundert „Abacate“ kennen, ein cremiges Getränk, das indigenen Einwohner aus Avocados herstellten. Die Niederländer ergänzten Abacate mit Rohrzucker und Rum zu einer Spirituose.
Als „Advocaat“ brachten Seefahrer das Rezept schließlich mit nach Europa. Weil dort keine frischen Avocados zu bekommen waren, kam der aus Antwerpen stammende Destillateur Eugen Verpoorten 1876 auf die Idee, die Avocado einfach durch cremiges Eigelb zu ersetzen. Verpoorten gilt damit als Erfinder des heutigen Eierlikörs. Das gleichnamige Unternehmen stellt noch Eierlikör nach dem Originalrezept her und ist längst zu einem Synonym für Eierlikör geworden.
Richtig beliebt wurde Eierlikör in Deutschland in den 1950er- und 60er-Jahren, als man gern üppig aß und trank. Diese Tatsache und der süße, milde Geschmack sind vermutlich verantwortlich dafür, dass Eierlikör lange Zeit als altmodisch galt. Mittlerweile hat sich das geändert: Cocktail-Bars und angesagte Restaurants entdecken hochwertigen Eierlikör für sich, und kleine Hersteller produzieren moderne Eierliköre aus besonders hochwertigen Zutaten.
Gut zu wissen:
Für Menschen, die sich vegan ernähren, ist ein selbstgemachter Eierlikör aus den ursprünglichen Zutaten – Avocado, Zucker, Rum und ggf. etwas Mandelmilch – eine tolle Alternative zur klassischen Spirituose.
Herstellung von Eierlikör
Der Eierlikör, den du im Supermarkt kaufst, wird in großen Abfüllanlagen industriell hergestellt. Besonders wichtig ist dabei die Qualität der Eier: als Naturprodukt muss jedes Ei vor der Verarbeitung geprüft werden. In der Fabrik werden die Eier daher mit UV-Strahlen durchleuchtetet, bevor sie von einer Maschine einzeln aufgeschlagen und getrennt werden.
Eigelb und teilweise auch Eiweiß werden mit Invertzucker, Alkohol, Wasser und ggf. weiteren Zusätzen wie Honig oder Gewürzen in einem großen, beheizbaren Kessel gemischt. Nun wird die Mischung unter ständigem Rühren auf 60° Grad erhitzt. Eine genaue Kontrolle der Temperatur ist entscheidend: Ist die Temperatur zu gering, wird das Eigelb nicht cremig und es könnten sich Bakterien bilden. Ist sie zu hoch, würde das Eigelb gerinnen und der Likör würde eine stückige Konsistenz bekommen.
Durch gleichmäßiges Erhitzen emulgiert die Masse nach 40–60 Minuten – Eigelb, Zucker und Alkohol verbinden sich zu einer cremigen Masse. Nun wird der Mischbehälter heruntergekühlt und der Eierlikör durch ein Sieb gegeben. Einige Hersteller homogenisieren den Likör zusätzlich. Anschließend wird der fertige Eierlikör in Flaschen abgefüllt und kommt in den Handel.
Gut zu wissen:
Du kannst Eierlikör auch zuhause selbst herstellen. Wichtig ist, dass du ganz frische Eier verwendest und ein Küchenthermometer nutzt, um die Masse ausreichend zu erhitzen. Berechne die Zutaten so, dass der fertige Likör mindestens 14 % Alkohol enthält – so ist er länger haltbar.
Nährwerte: Was steckt im Eierlikör?
Ein gesundes Lebensmittel ist Eierlikör eher nicht – neben Alkohol enthält es reichlich Zucker und oft auch relativ viel Fett. Allerdings ist Eierlikör ja auch kein Bestandteil des täglichen Speiseplans, sondern eine Leckerei für besondere Anlässe.
Wie jedes Lebensmittel, das aus Eiern hergestellt ist, enthält auch Eierlikör einen gewissen Anteil an Eiweiß. Aufgrund des Zuckergehalts besteht Eierlikör zudem zu gut einem Viertel aus Kohlenhydraten. Nicht zuletzt enthält Eierlikör tierische Fette.
Nährwerte pro 100 g
Kalorien | 263 kcal |
Eiweiß | 4 g |
Fett | 7 g |
Kohlenhydrate | 28 g |
Ballaststoffe | 0 g |
Lagerung und Haltbarkeit von Eierlikör
Eierlikör lagerst du am besten kühl und dunkel, damit Farbe und Geschmack nicht beeinträchtigt werden. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum ist für Eierlikör, wie für die meisten alkoholischen Getränke, nicht gesetzlich vorgeschrieben. In der Regel ist eine gekaufte, noch verschlossene Flasche ein bis zwei Jahre haltbar.Einmal geöffnet, solltest du den Eierlikör im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von einem halben Jahr verbrauchen. Selbstgemachten Eierlikör solltest du ebenfalls im Kühlschrank lagern und innerhalb von einer Woche verbrauchen, wenn er frische Eier enthält.
Wie kann man Eierlikör in der Küche verwenden?
Mit seinem süßen, cremigen Geschmack ist Eierlikör vor allem zum Backen und für Süßspeisen beliebt. Natürlich kannst du ihn auch als Getränk nach dem Essen servieren. Grundsätzlich kann man aber fast alle Rezepte, in denen Vanillesauce oder Sahne verwendet wird, auch mit Eierlikör zubereiten:
- klassisch als Eierlikörtorte mit Schokoladenboden und Sahne
- als „Schwedenbecher“ mit Vanilleeis und Apfelmus
- als Topping auf Puddings und Süßspeisen
- als Füllung für süße Crepes
- als Zutat in einem winterlichen Punsch
- als Zutat für Cocktails und Longdrinks
- als Backzutat für Kuchen, Muffins oder süße BrötchenWenn du Eierlikör warm servieren möchtest, solltest du darauf achten, dass das Getränk nicht zu kochen beginnt. Ein Erhitzen bis ca. 60 Grad für die Zubereitung vollkommen aus.